Zurückgekommen, um zu bleiben

Zurückgekommen, um zu bleiben
Fußball: Nach dem souveränen Wiederaufstieg in die Hessenliga will sich der SV Unter-Flockenbach diesmal in der höchsten Spielklasse des HFV etablieren
Von Christopher Frank
Unter-Flockenbach. Die Sonne strahlt am Sonntagmorgen mit den Verantwortlichen des SV Unter-Flockenbach förmlich um die Wette. Nach der wohl erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte – die erste Männermannschaft feierte den direkten Wiederaufstieg in die Hessenliga, die 1c den Aufstieg in die B-Liga, die Damen in ihrer ersten Gruppenliga-Saison die Vizemeisterschaft und die 1b der Männer mit Rang zehn die beste Platzierung seit dem Aufstieg in die Kreisoberliga – ist der Jubel über all die Erfolge bei Uwe Felber (Vorsitzender), Manager Rana Nag und deren Mitstreitern längst der Vorfreude auf die neue Spielzeit gewichen.
Geteilt wird diese positive Stimmung von zahlreichen Vereinsmitgliedern und den Familien einiger Spieler, die den durchaus beschwerlichen Weg auf die Anhöhe hoch über dem Tal an diesem Vormittag auf sich genommen haben, um die (anderen) Spieler, Trainer und das Team hinter den Teams bei der traditionellen Präsentation aller Protagonisten noch besser kennenzulernen. Das entspricht wiederum exakt dem Verständnis, das der SVU seit jeher pflegt und vorlebt. Sowohl die Verantwortlichen als auch die Spieler werden nicht müde, „die große Familie SVU“ hervorzuheben, trotz all der Erfolge ist man im Tal immer noch bestrebt, das Image des Dorfvereins aufrechterhalten.
Saisonstart am Samstag
Diesen Zusammenhalt werde es in der kommenden Saison auch brauchen, ist sich Rana Nag sicher. „Nur gemeinsam können wir unser großes Ziel, den Klassenerhalt in der Hessenliga, erreichen. Wir müssen die Mannschaft und das Trainerteam vom ersten Spieltag an unterstützen“, lautet sein Appell an alle Anwesenden. Denn der Manager weiß: „Bei sechs Absteigern wird das eine Hammeraufgabe. Schon im ersten Spiel in Fernwald am kommenden Samstag erwartet uns die erste große Herausforderung.“ Er selbst stehe aber „zu 100 Prozent hinter der Mannschaft und dem Trainerteam“, gibt Nag die Richtung vor – wohlwissend, dass auch kritische Töne schnell laut werden können, wenn es sportlich nicht mehr ganz so gut läuft. Wovon in der höchsten Spielklasse des Hessischen Fußball-Verbandes auszugehen ist.
111 Tore und 24 Siege wie im Vorjahr werden auf dem Wetzelsberg in der Saison 2024/25 wohl nicht mehr bejubelt werden können – auch wenn die Torhymne eigens für Goalgetter Lotfi Graidia geändert wird, sobald die 100er Marke erneut geknackt wird, wie Kapitän Morris Nag scherzt. Auch die zwei Niederlagen, die die Elf des Trainerduos Nico Hammann/Dalio Memic in der gesamten vergangenen Runde einstecken musste, dürften in der Hessenliga recht bald kassiert sein.
Und dennoch blicken Nag, Engert, Hammann, Memic und alle Spieler der kommenden Runde mit einer Mischung aus der bereits erwähnten Vorfreude und Optimismus entgegen. „Wir haben uns nach dem ersten Hessenliga-Jahr und dem direkten Wiederabstieg vor einem Jahr viele Gedanken gemacht und hoffentlich auch die richtigen Schlüsse gezogen“, nennt Rana Nag den Hauptgrund für die weitverbreitete Zuversicht.
Vier Abgänge, acht Neuzugänge
Der Kader wurde beispielsweise qualitativ und quantitativ noch einmal deutlich aufgewertet. Vier Abgängen (Nils Eckstein, Yannick Ulpins, Fabio Hechler und David Zyprian) stehen insgesamt acht vielversprechende Neuzugänge gegenüber. Mit Florian Butscher, Jens Bundschuh, Lennart Borgenheimer und Ylli Cermjani kommen gleich vier Neue vom einstigen Verbandsliga-Rivalen Eintracht Wald-Michelbach, wobei Cermjani erst in der vergangenen Woche verpflichtet wurde (wir berichteten).
Mindestens über Oberliga-Erfahrung verfügen neben Butscher (zwölf Spiele für die TuS Mechtersheim) und Arif Kilic, der nach seinem Gastspiel beim schleswig-holsteinischen Oberligisten SV Preußen Reinfeld zurück in seine nordbadische Heimat gezogen ist, vor allem Angel Arthee sowie Torhüter Paul Lawall, die beide vom VfR Mannheim nach Unter-Flockenbach gekommen sind. Während Lawall auf 19 Regionalliga-Partien für den FC-Astoria Walldorf zurückblicken kann, bringt Arthee sogar internationale Meriten mit ins Tal: Der 21-Jährige zählt zum erweiterten Kader der mauritischen Nationalmannschaft. „Wir sind stolz wie Bolle, dass wir bald vielleicht sogar einen echten Nationalspieler in unseren Reihen haben“, sagt Rana Nag.
Erstmals im SVU-Dress erscheint am Sonntag überdies der 19 Jahre alte Luca Kaiser, den Nag und Co. erst Ende der vergangenen Woche vom SV Hummetroth losgeeist haben. Der gebürtige Bamberger durchlief die Nachwuchsleistungszentren der Proficlubs SV Darmstadt 98, VfB Stuttgart, TSG Hoffenheim und SV Sandhausen und soll die Offensive der „Flockies“ noch einmal aufwerten.
„Sieht doch gut aus, diese Truppe“, sagt ein sichtlich zufriedener Rana Nag, als sein Blick abschließend noch einmal von Spieler zu Spieler schweift. Ob die Elf dann aber auch die sportlichen Ziele erreichen wird, lässt sich eine Woche vor dem Saisonstart noch nicht sagen. Das weiß auch Spielertrainer Nico Hammann, der betont: „Wir sind etwas holprig in die ersten Testspiele gestartet, haben uns aber zuletzt schon deutlich gesteigert. Wenn es so weitergeht und wir uns weiter kontinuierlich verbessern, sehe ich gute Chancen, dass wir den Klassenerhalt schaffen können.“
Sein Partner Dalio Memic will die Ergebnisse der Testspiele – auch beim jüngsten 2:2 gegen Gruppenligist SV Fürth tat sich der SVU lange schwer – unterdessen nicht überbewerten. „Wichtig ist, dass die Abläufe in der Liga funktionieren. Sie wurden Schritt für Schritt besser, genau hierfür sind Testspiele ja auch da.“
Bundschuh verpasst den Start
Und es spricht sowohl für das Trainerduo als auch für die Spieler, dass sie sich auf den Erfolgen des Vorjahres keinesfalls ausruhen wollen und genau wissen, dass sie ab dem kommenden Samstag noch mal eine Schippe drauflegen müssen. „Wir haben ohne Frage viel Potenzial in dieser Truppe. Uns fehlt aber noch ein bisschen was, an dem wir arbeiten können und auch arbeiten werden“, sagt Jens Bundschuh im Namen aller Teamkameraden. Er selbst wird der Mannschaft in den ersten fünf bis sechs Wochen zwar verletzungsbedingt fehlen, schon am Sonntag ist aber zweifellos zu erkennen, dass er die ihm angedachte Führungsrolle erfüllen will – auf und neben dem Platz.
Wenn dann auch noch die große SVU-Familie, wie von Rana Nag gewünscht, generationenübergreifend fest zusammenhält, könnte es tatsächlich klappen mit dem Klassenerhalt.
111 Treffer und 24 Siege durften die Spieler des SV Unter-Flockenbach in der vergangenen Verbandsliga-Saison bejubeln. Nach dem Wiederaufstieg in die Hessenliga geht es nun einzig und allein um den Klassenerhalt. Archivbild: Fritz Kopetzky
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