Das klare Ziel heißt Hessenliga
Das klare Ziel heisst Hessenliga
Von Christopher Frank
Unter-Flockenbach. Wunschlisten stehen in der Vorweihnachtszeit vor allem bei Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs – verbunden mit der Hoffnung, dass die Wünsche bei der Bescherung an den Feiertagen dann auch in Erfüllung gehen. Den Herzenswunsch aller Verantwortlichen beim SV Unter-Flockenbach haben die Spieler des Fußball-Verbandsligisten allerdings schon einige Wochen vor Weihnachten erfüllt: Nach dem unglücklichen Abstieg aus der Hessenliga und dem Ende der 18-jährigen Amtszeit von Trainer Mirko Schneider hat die neu formierte Elf um das Trainerduo Dalio Memic und Nico Hammann schneller zueinandergefunden, als es selbst die Verantwortlichen erwartet hatten. „Ursprünglich ging es ja erst einmal darum, die Mannschaft zu festigen und in der Verbandsliga anzukommen“, blickt Memic zurück.
Doch vom ersten Spieltag an pflügte das Team um Rückkehrer Morris Nag durch die Südstaffel der Verbandsliga, nach 19 Spieltagen liegt der SVU als unangefochtener Tabellenführer mit der Bilanz von 16 Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage sagenhafte 14 Punkte vor dem Zweiten, SV Pars Neu-Isenburg. Die direkte Rückkehr in die Hessenliga scheint angesichts der Dominanz, die die „Flockis“ in der Vorrunde an den Tag legten, nur noch Formsache zu sein. Auch der Sportliche Leiter, Markus Müller, und Trainer Dalio Memic machen keinen Hehl aus den Ambitionen auf dem Wetzelsberg. „Wir wollen nach der Winterpause frühzeitig die nötigen Siege einfahren, um Planungssicherheit für die nächste Runde zu haben“, sagt Müller. Memic fügt hinzu: „Klar ist es unser Ziel, im Sommer in die Hessenliga zurückzukehren.“
Dass der Trainer mit Blick auf die Vorrunde dennoch nur von einem „fast perfekten Halbjahr“ spricht, liegt vor allem an der ersten Niederlage, die sich der SVU ausgerechnet am letzten Spieltag vor der Winterpause gegen Rot-Weiss Darmstadt einhandelte (1:3). „Ansonsten ist es wirklich sehr gut gelaufen, die Punkteausbeute mit 16 Siegen ist hervorragend“, sagt Memic. Auch die Anzahl der Gegentore (34) ist nach Auffassung des Übungsleiters „etwas zu hoch“ – bei 73 geschossenen Toren aber absolut zu verschmerzen. Wie ehrgeizig die Spieler und das Trainerteam sind, macht Memic mit einer weiteren Aussage deutlich: „Offensiv läuft’s sehr gut. Auch wenn man es kaum glauben mag, hätten es aber eigentlich noch mehr als die 73 geschossenen Tore sein müssen.“
Dieser Ehrgeiz zeige sich nicht nur in den Spielen, führt Memic aus. „Es ist teilweise schon brutal, mit welcher Intensität die Jungs trainieren. Diese Bereitschaft spiegelte sich dann auch 1:1 in den bisherigen Spielen wider.“ Dem Trainerduo ist dies freilich nur recht, Memic und Hammann heizen den Konkurrenzkampf im 26-Mann-Kader sogar regelrecht an. „Wir rotieren immer. Ich kann mich nicht daran erinnern, in zwei aufeinander folgenden Spielen die gleiche Startelf aufgeboten zu haben. Dass wir trotzdem oder vielleicht auch genau deshalb so gut dastehen, zeigt die Qualität des gesamten Kaders“, sagt Memic. Anfangs sei diese Philosophie noch kritisch beäugt worden, doch der Erfolg gebe dem Duo recht, ist er sich sicher. „So halten wir die Spannung hoch. Jeder kommt auf seine Einsätze, auf der Gegenseite ist keiner gesetzt.“ Und nicht zu vergessen: Der SVU bleibt dadurch unberechenbar.
Auch der Stimmung in der Mannschaft, die im bisherigen Saisonverlauf auch von größeren Verletzungen verschont blieb, schade der Konkurrenzkampf nicht, beteuert Memic. Ganz im Gegenteil: „Da jeder seine Spielminuten bekommt, ist die Stimmung super. Auch die Trainingsbeteiligung ist sehr gut, im Schnitt sind es immer 20 Spieler oder mehr.“
Beispielhaft für den guten Zusammenhalt nennt der Übungsleiter gemeinsame Freizeitaktivitäten – „aktuell sind ein paar Jungs zusammen im Skiurlaub“. Die erste Mannschaft sei diesbezüglich auch ein Spiegelbild des gesamten Vereins, der für „sozialen Zusammenhalt“ stehe und den Spielern und Trainern ein „familiäres Umfeld“ biete, befindet der SVU-Coach. „Die drei Männer-Mannschaften und die Damen machen viele Dinge gemeinsam, das passt einfach“, so Memic.
Damit das auch so bleibt, schauen die Verantwortlichen bei potenziellen Neuzugängen auch ganz genau hin. „Es werden nur Spieler verpflichtet, die in dieses Gefüge passen“, sagt der Trainer – wohlwissend, dass sich gerade in Zeiten des sportlichen Erfolgs zahlreiche wechselwillige Akteure beim Verein selbst anbieten. Die Chancen, kurzfristig in die SVU-Familie aufgenommen zu werden, sind hierbei allerdings vergleichsweise gering, wie Memics Aussagen zu entnehmen ist. „Ein neuer Spieler muss uns sportlich weiterbringen“, sagt er. Und fügt hinzu: „Es muss eine Verstärkung sein, keine Ergänzung.“ Für die Defensive seien zwar ein, zwei Neue denkbar, „aber eher mit Blick auf die kommende Saison“.
Im Klartext heißt das: Der erfolgreiche Kader der ersten Saisonhälfte genießt auch in der Rückrunde das Vertrauen des Trainerduos – mit wenigen Ausnahmen. Nachdem sich Chiebuka Johnson schon während der Hinrunde in den Karlsruher Raum verabschiedet hat, wird auch Kareem Baumann beim Start in die Wintervorbereitung am 22. Januar nicht mehr dabei sein. Der Außenverteidiger wechselt zum Ligakonkurrenten VfR Fehlheim, nachdem er beim SVU in der ersten Saisonhälfte vorrangig in der Kreisoberliga-Mannschaft zum Einsatz gekommen war.
Nicht zurückgreifen können Memic und Hammann bis auf Weiteres auf Torhüter Nico Umscheid, der sich eine Knieverletzung zugezogen hat. „Wir werden also nur noch mit zwei Keepern in die Rückrunde gehen“, sagt Memic.
Auswirkungen auf Memics persönlichen Wunschzettel haben diese drei Personalien aber nur bedingt. Ganz oben auf der Liste steht demnach der Wiederaufstieg in die Hessenliga, gefolgt von der Hoffnung, „dass wir von weiteren Verletzungen verschont bleiben“. Wunsch Nummer drei geht dann bereits über die laufende Saison hinaus: „Es wäre genial, wenn wir auch die Hessenliga rocken würden und uns dort nach dem Aufstieg etablieren könnten.“
Dalio Memic ist fürs Coaching an der Seitenlinie verantwortlich. Bild: Kathrin Oeldorf
Reichlich Grund zum Jubeln hatte der SV Unter-Flockenbach als unangefochtener Tabellenführer der Fußball-Verbandsliga in der Hinrunde. Bild: Fritz Kopetzky
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